Mittwoch, 3. März 2010

Inselgelt (7) – Wirtschaftskraft & Kreditwürdigkeit

Viele Jahre sind seitdem vergangen. Die Dinge haben sich verändert. Anfangs unmerklich, mit der Zeit aber immer deutlicher und immer rascher.

Feldi hatte eine Menge von Dingen unterschiedlicher Nützlichkeit angehäuft.
Heute besitzt er Felder, Boote, treibt Handel. Gäste von benachbarten Inseln kommen auf Besuch, wohnen in eigens für sie gebauten Hütten am Strand, essen seine Fladenbrote, und manche arbeiten für ihn.
Das alles bringen Reichtum und Wohlstand.

Bachi sitzt auf seiner Bank und hat Anteil an Feldis Erfolg. Nicht nur Waldi hat Kredit bei ihm genommen, auch Feldi zahlt Zinsen, und gar mancher Bewohner benachbarter Inseln hat seine Geltgeschäfte Bachi anvertraut. Bachi hat einen Helfer angeheuert und ihm beigebracht, seine Bücher zu halten, und es fällt ihm leicht, dessen Mühe aus den Zinseinnahmen zu entgelten.

Waldi hingegen hat den Großteil seiner Bäume gefällt. Anfangs gemütlich, später aber immer eiliger, wegen der Zinslast. Und darüber hatte er ganz übersehen, sich rechtzeitig um junge Bäume zu bemühen.
Die wuchsen weit langsamer nach, als er fällen musste. Und daran ändert auch nicht, dass er sich mittlerweile als Arbeiter auf Feldis Feldern verdingt, um etwas Gelt dazuzuverdienen, in der Hoffnung, dann weniger Bäume fällen zu müssen.

Der Boden, auf dem ehemals Wald gestanden hatte, ist karg und öde. Das Holz ist verheizt oder es steckt in Feldis Hütten und Booten. Die paar Gäste der anderen Inseln, die es auf der Suche nach unberührter Natur heute an Waldis kargen Strand verschlägt, lassen nur wenig Nutzbares zurück.
Und seine Erkenntnis „E gleich M C Quadrat“ ist auch niemandem Einsteinchen wert.

Und erst neulich war er da, der Moment, an dem Bachi begann, an Waldis Fähigkeit die geborgten Steinchen jemals zurückgeben zu können, zu zweifeln.
Bachi hatte sich lange gewehrt, den Zweifel hochkommen zu lassen. Denn anfangs hatte Waldi seine Schuld pünktlich mit vereinbartem Zins beglichen.
Aber irgendwann hatte Bachi beim Wandern durch Waldis Wald festgestellt, dass in der Mitte eine riesige Lichtung klaffte. "Der Wald schrumpft," schoss es ihm glühend heiß ein.

Und als Waldi mit der Bitte gekommen war, ihm neuen Kredit zu geben, weil er den alten gerade nicht zu begleichen im Stande wäre, war Bachi bereit, aber zu höherem Zins, wegen des Risikos, so hatte er argumentiert.
Und so war Waldi bereit gewesen, erst 12, dann 13 Steinchen für 10 geborgte zu schulden. Und mit dem Zinsgewinn war Bachi gut einkaufen, das wirkte lange beruhigend wie Baldrian auf Bachis Nerven.
Bloß mittlerweile steht Waldis Schuld bei 1000, und die verbliebenen Bäume werden bald an den Fingern einer Hand abzuzählen sein.

Fortsetzung folgt.

Hier geht's zur nächsten Folge: Inselgelt (8) - Kreditfalle
Hier geht's zum Beginn: Inselgelt (1) - Tauschwirtschaft

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