Dienstag, 2. März 2010

Inselgelt (6) - Zinswirtschaft

Irgendwann war Bachi es leid, andauernd zu borgen, denn es bedeutete Arbeit und er musste den Überblick behalten, ohne dass ihm diese Anstrengung einen Nutzen gebracht hätte.
Außerdem dämmerte ihm das Risiko, wenn Geborgtes einmal nicht zurückgegeben würde, dann wäre es wohl zu seinem Schaden.

So zierte er sich, als Waldi wieder um Kredit ansuchte. Aber Waldi wollte sich nicht abwimmeln lassen, und als er gar vorschlug, für 10 Gelt später 11 zu geben, war Waldi wieder zufrieden, und er borgte. Das 11te war Lohn für seine Mühe, das konnte er für sich gegen Nützliches tauschen, und das gefiel ihm.

Und so ging das fortan.
Mit jedem Kredit von 10, den er gab, bekam er nach vereinbarter Frist 11 zurück.
Denn sobald Waldi danach war, tauschte er Holz bei Feldi gegen Gelt, das er ihm zuvor gegen Weizen gegeben hatte, und damit beglich er regelmäßig seine Schuld bei Bachi, der ihm bereitwillig neuen Kredit gab, 10 Gelt gegen 11, versteht sich.

Gab Bachi 10 Gelt Kredit, waren 22 Gelt unterwegs. 12 gedeckt durch die Ungiltigen auf der Bank und die anderen 10 als Eintrag im Schuldbuch. Zahlte Waldi zurück, waren zusätzliches Gelt und Schulden wieder verschwunden.
Den Zins berappte Waldi gewöhnlich aus dem Verkauf von Holz, und war er wieder mal nicht flüssig, so bat er um neuen Kredit von 10 gegen 11, und ließ Bachi eins davon als Lohn für den letzten Kredit zurück.
Bachi gab gerne und viel, denn Waldis Wald stand als Garant dafür, dass die Schulden beglichen würden, und 10 Kredit brachten 1, aber 20 brachten 2 im gleichen Zeitraum.

Auf diese Weise stieg die Menge an Gelt in präzise dem Maße, in dem Waldis Schulden stiegen.
Die Preise stiegen zwar auch ein wenig im Laufe der Zeit, aber ohne Besorgnis zu erregen. Denn Handel und Wandel stiegen umso mehr. Je mehr Zettel vorhanden, desto mehr konnte man kaufen, egal ob Weizen, Fisch oder Holz.
Feldi war zufrieden, denn seine Geschäfte liefen gut und immer besser.
Bachi war zufrieden, denn seine Geschäfte liefen gut und immer besser.
Waldi war zufrieden, denn seine Geschäfte liefen gut und immer besser und allen mangelte an nichts.

Fortsetzung folgt.

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