Samstag, 27. Februar 2010

Inselgelt (3) – Bargeld

Die Zeit verging und alle hatten ihr Ein- und Auskommen, jeder auf seine Weise.

Feldi war der eifrigste. Er war einer von der Sorte, die nicht still sitzen kann. Der Weizen brauchte regelmäßig Hege und Pflege. Und wenn er gerade keine brauchte, fand Feldi tausend andere Dinge zu tun.
Er hatte sogar mit Holz, das er von Waldi getauscht hatte, ein Boot gebaut und trieb sich am Meer zum Fischen herum. Auf diese Weise hatte er benachbarte Inseln entdeckt und begonnen, dort seinen Überschuss an Weizen gegen Dies und Das zu tauschen.

Waldi war von der gemütlichen Sorte. Er saß gerne im Schatten seiner Bäume, betrachtete das Meer oder den Lauf der Sonne und dachte nach. Er kritzelte gerne Zeichnungen in den Sand und sprach mitunter sonderbare Dinge, „A Quadrat plus B Quadrat ist gleich C Quadrat“ beispielsweise, oder „Störe meine Kreise nicht“, wenn man ihn in seinen Gedanken unterbrach.
Wenn Waldi Weizen oder Fisch brauchte fällte er einen Baum, oder er erlaubte Feldi oder Bachi einen zu fällen, während er kritzelte, und gab ihn gegen Steinchen. Ansonsten genügte er sich selbst.

Bachi war ein Durchschnittstyp. Nicht so tunorientiert wie Feldi, und auch nicht so seinorientiert wie Waldi.
Bachi war gesellig. Vielleicht der Geselligste von allen Dreien.
Er liebte es, bei Feldi oder Waldi vorbei zu kommen, und Worte zu wechseln.
Und er genoss zunehmend Vertrauen bei Feldi und Waldi, denn Geselligkeit macht vertraut, und er hatte Gespür für Gerechtigkeit bewiesen, war es ihm doch mehrmals gelungen Streit zu schlichten und Recht herzustellen, wo Unrecht schien.

Bachi hatte sich eine Bank am Bach gezimmert, auf der saß er gerne, wenn er nicht gerade zum Worte wechseln unterwegs war.

Bachi wunderte sich nicht weiter, als Feldi eines Tages an seiner Bank vorbei kam, und ihn bat, seine, Feldis, Steinchen in Verwahrung zu nehmen. Er, Feldi, sei doch immer beschäftigt und unterwegs, und die Steinchen leicht anzubauen, aber ohne Ertrag. Und wo doch Bachi die längste Zeit ohnehin auf seiner Bank säße, könnte er doch genauso gut auf Feldis Steinchen aufpassen, auf dass sie keine Füßchen bekämen, und sich nicht aus dem Staube machten.

Anfangs hatte Feldi eine Bestätigung erbeten, wenn er ein Steinchen bei Bachi hinterlegte. „Gegen diesen Zettel gebe ich ein Steinchen!“ hatte Bachi dann auf ein getrocknetes Blatt geschrieben, mit Unterschrift, und Feldi war zufrieden.
Das Steinchen selbst legte Bachi sorgfältig auf die Bank.
Und wenn Feldi hie und da einen der Zettel gegen ein Steinchen zurücktauschen wollte, war das nie ein Problem. Bachi gab ihm das Steinchen von der Bank und zerriss den Zettel.

Weil Feldi oft in Eile war, konnte es gut vorkommen, dass er beim Tausch von Holz kein Steinchen dabei hatte, bloß Bachis Zettel. Feldi gab dann Waldi den Zettel an Steinchen Statt, und der nahm ihn ohne Bedenken, denn er wusste, gegen diesen Zettel gibt Bachi ein Steinchen.
Es war, als würde im Moment, in dem Feldi ihm den Zettel übergab, auch das Steinchen auf Bachis Bank in seinen Besitz wandern.

Und weil es bequem war, nicht selbst auf die Steinchen aufzupassen, dauerte es nicht lange, und Waldi deponierte auch Steinchen auf der Bank, und ließ sich Zettel dafür geben.

So hatte jeder seine Rolle im Spiel:
Feldi übte Tun, Waldi übte Sein, und Bachi saß auf seiner Bank und bewachte die Steinchen auf der Bank.

Fortsetzung folgt.

Hier geht's zur nächsten Folge: Inselgelt (4) - Buchgeld
Hier geht's zum Beginn: Inselgelt (1) - Tauschwirtschaft

Keine Kommentare: