Also ich denk' mir das so:
Angenommen unsere Welt hätte 3 Dimensionen:
1. Nord - Süd
2. Ost - West
3. Zeitdimension
Und angenommen, in dieser Welt würde sich alles mit
Lichtgeschwindigkeit bewegen. Wirklich alles!
Und wirklich immer!
(Lichtgeschwindigkeit: das sind in unserer Realität aberwitzige 300.000 km/sec oder 1.080.000.000 km/h)
Und angenommen, in dieser Welt könnten wir uns in den ersten beiden Dimensionen frei bewegen, so schnell, wie wir wollen, aber nicht schneller als wir können.

Angenommen R@iner sitzt im Punkt A dieser Welt. Es ist sein Hier & Jetzt.
Er will sich nicht bewegen und bleibt, wo er ist.
Zwangsläufig rast er mit Lichtgeschwindigkeit die Zeitdimension entlang, weil alles bewegt sich in dieser Welt mit Lichtgeschwindigkeit.
Wirklich alles.
Und seine Uhr tickt. Wie immer.
R@iners Lichtgeschwindigkeitsvektors liegt genau auf der Zeitachse. Rainer bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit vL auf einen Punkt A' zu, der aus seiner Hier & Jetzt Sicht an gleicher Stelle im Raum aber weit in der Zukunft liegt.
Angenommen Birgit ist auch im Hier & Jetzt. Sie bewegt sich mit 100 km/h auf einen Punkt B zu, der etwas östlich von A liegt.
Auch sie bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit durch die Raumzeit. "Schräg" sozusagen, sowohl durch Raum- UND Zeitdimension. Ein winzig kleiner Teil "ihrer" Lichtgeschwindigkeit geht dafür auf, um zu diesem Punkt B im Osten zu gelangen. Mit einem unermesslich großen Teil ihrer Lichtgeschwindigkeit rast auch sie zwangsläufig die Zeitdimension entlang.
Als sie B' erreicht, ist sie in der Zeitdimension ein ganz klein wenig hinter Rainer zurückgeblieben. Ihre Zeit ist langsamer vergangen, sie ist weniger gealtert.
Der Unterschied ist allerdings so klein, dass ihn niemand bemerken, und kaum jemand messen würde können, denn Birgit's Geschwindigkeit nach Osten ist verschwindend im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit.
Birgits Lichtgeschwindigkeitsvektors weicht von der Zeitachse einen winzig kleinen Hauch nach Osten ab. Auch sie bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit vL auf den Punkt B' zu, der auch aus ihrer Hier & Jetzt Sicht weit in der Zukunft liegt; und etwas im Osten.
Projiziert man Birgits Lichtgeschwindigkeitsvektor auf die Ost-West Achse, erkennt man ihre Geschwindigkeit nach Osten (100km/h). Projiziert man ihn auf die Zeitachse, so erkennt man ihre Zeit-Geschwindigkeit. Die ist zwar noch immer so gut wie 300.000 km/sec, aber dennoch, sie ist ein ganz kleinwinzig wenig langsamer, als die von R@iner.
(Siehe WikipediaVektoraddition/Kreuzprodukt)
Angenommen Astrid ist ein Photon (Lichtteilchen) im Hier & Jetzt und ebenfalls unterwegs nach Osten auf einen Punkt D zu.
Auch sie bewegt sich vereinbarungsgemäß wie alles andere in dieser Welt mit Lichtgeschwindigkeit durch die Raumzeit. Sie verwendet alle ihre Geschwindigkeit, um nach Osten zu gelangen. Es bleibt kein Rest an Geschwindigkeit, um in der Zeitdimension voranzukommen. Hätte sie eine Uhr, sie würde nicht ticken. Kein einziges Mal. Ihre Zeit steht still.
Astrids Lichtgeschwindigkeitsvektors weist präzise in östlicher Richtung. Projiziert man ihn auf die Zeitachse, so ist er Null. Keine Zeit (im wahrsten Sinn des Wortes).
Angenommen Cristof startet im Hier & Jetzt nach Norden.
Auch er bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit durch die Raumzeit. Angenommen er sitzt in einer sehr sehr schnellen Kiste und bewegt sich mit sagen wir 3/5 der Lichtgeschwindigkeit auf sein Ziel im Norden zu. Für die zwangsweise Reise durch die Zeit bleiben ihm nach
Adam Riese 4/5 Lichtgeschwindigkeit übrig.
(
Eigentlich war's nicht Adam Ries, sondern Pythagoras von Samos, der vorrechnete: 32+42=52).
Als er C' erreicht, ist er weit im Norden, und in der Zeitdimension ein gutes Stück hinter R@iner zurückgeblieben. Cristofs Zeit läuft deutlich langsamer wie R@iners, solange er in Bewegung ist. Könnte R@iner Cristof per Video beobachten, käme ihm vor, Cristof lebte in Zeitlupe. R@iner würde meinen, Cristofs Uhr tickt deutlich langsamer als seine.
Das wiederum würde Cristof nicht bemerken, denn die Zeit ist relativ.
Cristofs Lichtgeschwindigkeitsvektors zeigt in "nordzeitliche" Richtung. Projiziert man ihn auf die Zeitachse, so erkennt man seine Zeit-Geschwindigkeit (vZ=4/5). R@iners ist 5/5, Cristof bewegt sich um 1/5 langsamer durch die Zeit.
Angenommen R@iner würde Cristof unmittelbar nach seiner Abreise anrufen (Videokonferenz). Dass Cristof in Zeitlupe agiert, würde ihm sofort auffallen.
Je weiter sich Cristof von R@iner entfernt, desto langweiliger würde die Kommunikation.
Cristof hat sich mit 3/5 Lichtgeschwindigkeit von R@iner weg zu einem Punkt bewegt, von dem aus sich das Videosignal mit 1 = 5/5 Lichtgeschwindigkeit zu R@iner fortbewegen muss.
Dass das Signal selbst auf seiner Reise nicht älter wird, tröstet wenig. Es dauert einfach, bis es ankommt.
Die Wartezeit wird länger, je weiter Cristof weg ist.
Angenommen Cristof hat in C' seine Reise beendet. Er bewegt sich nur mehr in Richtung der Zeitdimension (parallel zu R@iner).
Die Wartezeit bliebe unverändert lange, abhängig von der Distanz. Aber der Zeitlupeneffekt wäre vorbei.
Irrtum vorbehalten.
Hier geht's zur nächsten Folge:
Spezielle Relativitätstheorie (2): Bewegung in der Raumzeit
Hier geht's zum Beginn:
Spezielle Relativitätstheorie (1): Lichtgeschwindigkeit